Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz begeht 2023 gleich drei Jubiläen, die allesamt wichtige Meilensteine in der Geschichte des Fürstentums Anhalt-Dessau darstellen.
Im Jahr 1673 – vor 350 Jahren – wurde der Ort Nischwitz in Oranienbaum umbenannt. 100 Jahre später, nach gerade einmal vier Jahren Bauzeit, konnte Fürst Franz gemeinsam mit seiner Gemahlin Louise am 22. März 1773 das Fürstlich Anhalt-Dessauische Landhaus in Wörlitz feierlich einweihen. Ebenfalls im Jahr 1773 begannen die Bauarbeiten am Gotischen Haus im Wörlitzer Park.
Die Häuser repräsentieren in all ihrer Unterschiedlichkeit wesentliche Stationen in der Geschichte des Gartenreichs, ja sogar in der europäischen Kunstgeschichte. Ein facettenreiches Jubiläumsprogramm würdigt die Geschichte dieser Häuser – und fragt nach deren Bedeutung für unsere Gegenwart und Zukunft: Schlösser entdecken – Zukunft gestalten?
Schloss Wörlitz – Meisterwerk des Klassizismus
Am 22. März 1773, nach gerade einmal vier Jahren Bauzeit, konnte Fürst Franz gemeinsam mit seiner Gemahlin Louise das Fürstlich Anhalt-Dessauische Landhaus in Wörlitz feierlich einweihen und löste damit unter seinen Zeitgenossen einen regelrechten Wörlitz-Hype aus. Der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff hatte hier ein hochmodernes Bauwerk errichtet, das auf den Kontinent seinesgleichen suchen konnte. Was faszinierte die Menschen an diesem fürstlichen Landsitz und seinen Gartenanlagen? War es der ästhetisch wie inhaltlich stimmige Zusammenklang von Architektur, fein komponierten Interieurs und umliegender Gartenlandschaft? Und was macht für uns heute den Reiz des Ortes aus? Auf den Tag genau 250 Jahre nach den Einweihungsfeierlichkeiten wird der Kunsthistoriker, Journalist und Buchautor Florian Illies in seiner Laudatio, eben diesen Fragen auf den Grund gehen. Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Stadt, Schloss und Park Oranienbaum – ein kleines Stück Holland
Seinen Namen verdankt die Kleinstadt seit 1673 der Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau, die hier ein barockes Ensemble aus Schloss, Park und Stadt entstehen ließ. Ab 2023 sollen in einer neuen Ausstellung im Schloss Geschichten seiner unterschiedlichen Nutzung und seiner Bewohner erzählt und die Spuren, welche die Zeit hinterlassen hat, in den Blick genommen werden.
In der ersten Juniwoche feiert die Stadt ihr großes Jubiläum und die Kulturstiftung lädt passend zum UNESCO-Welterbetag mit „Barocken Spielen – zum Mitmachen“ ein. Entdeckt werden können hier Spiele, die es schon zu Zeiten der Erbauerin des Schlosses Oranienbaum gab und die uns auch heute noch viel Vergnügen bereiten: Schach, Mühle, Dame, Tric Trac, aber auch Kartenspiele, Kugelspiele sowie Geschicklichkeits- und Ballspiele.
Am 16. und 17. Juni verwandelt sich der barocke Park anlässlich des Jubiläums in einen lebendigen Kleinkunsttraum! Außergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler verzaubern die Gäste mit Akrobatik, Zauberei, Comedy, Clownerie, Puppenspiel, Pantomime und vielem mehr.
Das Gotische Haus – Gärtnersitz und Refugium des Fürsten Franz
Ebenfalls im Jahr 1773 begannen die Bauarbeiten am Gotischen Haus im Wörlitzer Park. Zunächst als Haus für den Hofgärtner errichtet, wurde es bis 1813 mehrfach erweitert. Es gilt als eines der frühesten neugotischen Bauwerke auf dem Kontinent. Anregungen zu dieser Architektur dazu erhielt Fürst Franz auf einer Englandreise, als er den neugotischen Landsitz Strawberry Hill besuchte. Das Gebäude beeinflusste entscheidend die Entwicklung der neugotischen Architektur in Mitteleuropa.
Zum Jubiläum des Gotischen Hauses laden wir die Öffentlichkeit dazu ein, mit uns zu diskutieren: Die spannende Frage „Historische Bauten – Verpflichtung und Anreiz?“ wird Dr. habil. Natalie Gutgesell am 30. August unter die Lupe nehmen.
Die Häuser, ihre Ausstattung und die sie umgebenden Parkanlagen sind wichtige Kulturträger, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben. So sind sie nicht nur identitätsstiftend, sondern ein Denkmal von Weltrang für alle Menschen in unserem Land.
Das vollständiges Veranstaltungsprogramm für 2023 finden Sie auf der Homepage www.gartenreich.de.