Beim „Rundgang mit dem Trierer Nachtwächter“ geht es auf Patrouille durch die dunklen Gassen der Stadt

1835 scheint für die meisten Trierer ein normales Jahr zu sein. Dass mit Karl Marx ein Trierer Schüler sein Abitur ablegt, der einmal zum berühmtesten Sohn der Stadt avancieren wird, ahnt niemand. Dass der griechische Mönch Simeon seinen 800. Todestag feiert, hat auf den Alltag der Menschen keinen Einfluss. Vielmehr bangt man vor der nächsten Cholera-Epidemie, die die Stadt heimsuchen wird. Vor dem nächsten Hochwasser, dass die Stadt mit Rekordhöchstständen verwüstet. Vor den Protestanten, die sich dank der Preußen auf einmal dauerhaft in der Stadt aufhalten dürfen und den guten katholischen Geist unterminieren.

In dieser Stimmung dreht der Trierer Nachtwächter seine Runden durch die dunklen Gassen Triers. Seine, in der Nachtwächterverordnung 1721 festgehaltene, oberste Maxime lautet: „Ruhe in der Stadt“! Und so kümmert er sich um unachtsame Hausbesitzer, deren offenes Licht eine echte Brandgefahr ist, um umherstreunende Kneipengänger, die es niemals zum Schlag der so genannten „Lumpenglocke“ von St. Gangolf um 10 Uhr nach Hause schaffen werden, wenn sie sich jetzt nicht beeilen, aber auch um Diebe und Einbrecher. Für sie bläst der hemdsärmelige Ordnungshüter auch kräftig ins Horn, um notfalls die Stadtwache herbeizurufen, doch in den meisten Fällen tun es einige mahnende Worte. Etwas rauhbeinig und grummelig muss er dabei von Amts wegen deshalb schon sein – eben ein Mann aus dem Volk, das damals, im 19. Jahrhundert, von Hunger und Armut, von Seuchen und Wetterunbill vielfach bedroht ist. Doch darüber hinaus weiß er manch Insidergeschichte, historische Anekdote und lästerlichen Witz zu erzählen.

In der Rolle des Trierer Nachtwächters zeichnen Alf Keilen, Rudi Maurer und Hans-Peter Peters abwechselnd ein unterhaltsames, zugleich auf historischen Recherchen beruhendes Gesellschaftsbild des 19. Jahrhunderts und porträtieren die Stadt mit dem Blick von unten. Dabei nehmen sie naturgemäß kein Blatt vor den Mund und amüsieren sich von der Porta Nigra über den Stockplatz und den Hauptmarkt bis zum Pranger, dem Domfreihof und dem Rindertanzplatz über heilige Röcke, rieslingliebende Kurfürsten und die dirnenfreundliche Einführung der Straßenlaternen.

Los geht es immer freitags und samstags in den Abendstunden; die Anfangszeit variiert je nach Monat und dem damit verbundenen Einbruch der Dunkelheit. Alle Infos und den Ticketlink finden Sie unter  www.trier-info.de/oeffentliche-fuehrungen/rundgang-mit-dem-trierer-nachtwaechter.

Der Rundgang mit dem Trierer Nachtwächter im Überblick

Was: 90-minütiger Kostümführung durch Trier
Wer: maximal 25 Teilnehmende
Wann:
Mai – Juli: freitags und samstags, 21.00 Uhr
August: freitags und samstags, 20.00 Uhr
September – Oktober: freitags und samstags, 19.00 Uhr
November – Dezember: freitags und samstags, 18.00 Uhr

Wo: mitten durch die Innenstadt

Tickets:
Erwachsene: 16,00 EUR
Ermäßigt: 14,00 EUR (Schüler, Studenten, Wehrdienstleistende, Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis)
Kinder (6 bis 14 Jahre): 10,00 EUR
Familien: 40,00 EUR (2 Erwachsene + maximal 4 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren)

Weitere Informationen und Ticketlink unter: www.trier-info.de/oeffentliche-fuehrungen/rundgang-mit-dem-trierer-nachtwaechter