Kloster Maulbronn –
Als traditionelle Fastenspeise stehen die Maultaschen von Aschermittwoch bis Ostern in vielen Haushalten in Baden-Württemberg auf dem Küchenplan. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn als der Ort, an dem der Legende nach der süddeutsche Küchenklassiker erfunden wurde. Ein ehrwürdiges mittelalterliches Kloster als Quelle einer populären kulinarischen Tradition? Was ist dran an der Geschichte? Auf Genuss-Spurensuche unterwegs im UNESCO-Denkmal Maulbronn.
Klösterliche Erfindung oder nicht?
So geht die Legende: Der populären Erzählung nach sollen die Mönche einmal ein saftiges Stück Fleisch geschenkt bekommen haben – in der Fastenzeit, in der es streng verboten war, Fleischliches zu genießen. Um das kostbare Gut nicht verderben zu lassen, sei ein findiger Mönch in der Küche auf die Idee gekommen, das Fleisch fein zu hacken und es, mit Grünzeug vermischt, in Nudelteigtaschen zu verstecken. Die Maultasche war geboren! Allerdings: So anschaulich die Legende von der Erfindung der „Herrgotts-Bescheißerle“ klingt – sie stimmt an vielen Ecken und Enden nicht. Sie bleibt aber eine gute Geschichte und hat längst ihr Eigenleben entwickelt: Von den Alpen bis zur Nordsee kennt man das UNESCO-Denkmal Kloster Maulbronn als Heimat der Ur-Schwabenspeise.
Das Jahr besteht aus laute Fastenzeiten
Wie sieht die historische Realität aus? Nach der Regel des heiligen Benedikt kamen vor allem Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte auf die Teller der Mönche. Fisch und Geflügel waren erlaubt – aber nur außerhalb der Fastenzeiten. Und das waren nur ganz kurze Phasen im klösterlichen Jahr! Das Fleisch vierfüßiger Tiere hingegen war vollständig tabu und nur für Kranke zugelassen.
Die Küchentradition im Kloster
Weil die Lust aufs gute Essen erfinderisch macht, versuchte man immer wieder, die Regeln zu interpretieren: Fische wurden zu Flussgemüse ernannt – und waren damit auch während der Fastenzeit zugelassen – und Biber zu Fischen! Strenge Askese und Lebenslust im Zwiestreit: Völlerei und Trunksucht gehörten zu den sieben Todsünden. Hingegen war es Christenpflicht, Fremde gut zu bewirten – das war eines der sieben christlichen Werke der Barmherzigkeit. In der Zeit, als das Zisterzienserkloster schon längst in der Reformation aufgelöst war – da stößt man auf einen evangelischen Maulbronner Abt, der als Kochbuchautor hervortrat. Bernardin Buchinger (1606–1673) verfasste ein „Koch-Buch so wol für Geistliche als auch weltliche Haußhaltungen“ mit über 1.000 Rezepten, die Ausdruck barocker Tafelfreuden sind. Immerhin eine Legende stimmt also: Man kochte gut im Kloster.
Kloster Maulbronn: Genuss seit neun Jahrhunderten
Eins aber war immer erlaubt, ja sogar Teil des Alltags: der Wein. Denn der gehörte zur Grundversorgung in den Klöstern. Fässerweise wurde der Rebensaft verkauft und trug zum beträchtlichen Wohlstand des Klosters bei. Bis heute ist der Weinbau überall präsent: vom Weinlaub an den Kapitellen der gotischen Pfeiler bis zum „Closterweinberg“, den man vom Klosterhof aus sieht. Nördlich der Klostermauern gelegen, geht er aufs 12. Jahrhundert zurück: Die Mönche legten ihn gleich nach der Gründung des Klosters an. Trockenmauern und Mauertreppen sind aus Sandstein errichtet, typisch für den Steillagenweinbau in der Region. Laienbrüder bewirtschafteten den Wengert und kelterten den Wein. Heute wachsen auf dem „Closterweinberg“ wieder Reben – und deren Wein gibt’s bei besonderen Führungen zum Probieren.
Informationen: www.kloster-maulbronn.de