Entdeckung eines Meisters:
Weltweit erste Ausstellung mit Gemälden des Lübecker Malers Hans Kemmer im Dialog mit seinem berühmten „Lehrer“ Lucas Cranach d.Ä. im St. Annen-Museum.
Als der „Cranach von Lübeck“ gilt der Lübecker Meistermaler Hans Kemmer (um 1495/1500 – 1561), der vollkommen zu Unrecht nahezu in Vergessenheit geraten ist, spielte er doch in seiner Zeit eine herausragende Rolle. Als ideenreicher Maler der Reformation war er in Lübeck bestens vernetzt und erfuhr in seiner Gesellenzeit in Cranachs Wittenberger Bilderschmiede wichtige Impulse des großen Meisters Lucas Cranach d. Ä. Kemmers diesjährigen 460. Todestag nimmt das Lübecker St. Annen-Museum nun zum Anlass für die Sonderausstellung „Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation“, in der vom 24. Oktober 2021 bis 6. Februar 2022 Werke des Lübecker Künstlers im Dialog mit ausgewählten Gemälden seines berühmten Lehrers zu sehen sind. Erstmals sind 22 der 29 noch erhaltenen Werke Kemmers in einer Ausstellung präsentiert, darunter sieben Werke aus dem eigenen Besitz des Museums und einige, die noch nie öffentlich zu sehen waren. Hinzu kommen 42 Exponate Lucas Cranachs sowie seiner Schüler und Nachfolger von 32 renommierten Leihgebern aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, Österreich, Polen und den USA. Schirmherr dieser hochkarätigen Ausstellung ist der Bundespräsident a. D. Joachim Gauck. Kuratiert wurde die Schau von Dr. Dagmar Täube, der Leiterin des St. Annen-Museums.
Kostbare Gemälde wie etwa Cranachs „Gesetz und Gnade“, „Christus und Maria“, die Porträts der großen Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon, das „Urteil des Paris“ und „Herkules bei Omphale“ sind ebenso zu sehen wie Kemmers „Liebesgabe“, „Christus und die Ehebrecherin“, sein „Passionstriptychon des Gotthard von Höveln“, die „Timmermann’sche Hochzeitsschüssel“ sowie weitere erstmals überhaupt öffentlich gezeigte Porträts Kemmers von bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Diese wurden für Künstler mit der Einführung der Reformation immer bedeutender, da die im Mittelalter noch so wichtige Jenseitsvorsorge plötzlich keine Rolle mehr spielte und die Nachfrage nach Kunstwerken zur Heiligenverehrung gegen null ging. Daher soll in der Ausstellung auch den Fragen nachgegangen werden, wie Lucas Cranach und Hans Kemmer mit dem gesellschaftlichen Umbruch umgegangen sind, welche Rolle der „Unternehmer“ Cranach spielte und welche Impulse Kemmer nach seinen Lehrjahren in Wittenberg mit nach Lübeck brachte. Hier erfuhr er mehr über humanistische Ideen und machte wohl auch persönliche Bekanntschaft mit den entscheidenden Protagonisten der Reformation wie Martin Luther und Philipp Melanchthon.
In dem großen Werkstattbetrieb Cranachs lernte er, schnell und effektiv zu arbeiten, sah, wie die „Marke“ Cranach etabliert wurde und lernte die Bildsprache der Reformation kennen, entwickelte sie vielleicht sogar mit. Die innovative Arbeitsteilung und Konzeption von Vater Lucas und seinen Söhnen waren entscheidend für den einzigartigen Erfolg der Cranachs, in deren Betrieb teilweise bis zu elf Mitarbeiter gleichzeitig tätig waren und der als die produktivste deutsche Kunstwerkstatt des 16. Jahrhunderts gilt.
Nach seiner Rückkehr nach Lübeck wurde Kemmer daher schnell zum wichtigsten Maler seiner Region. Nach kurzer Zeit gehörte die Lübecker Führungselite zu seinen Auftraggebern, darunter Ratsherren, Bürgermeister und reiche Kaufleute, für die er neben Gemälden mit den neuen Motiven der Reformation Porträts anfertigte. Neben seinem Haus in der Königstraße und seinem Grab in der Katharinenkirche finden sich auch heute noch viele Spuren des Malers und seiner Zeitgenossen in der Hansestadt, für die nun ein spezieller Stadtspaziergang zusammengestellt wurde. Wichtige Stationen sind an einem großen roten „K“ in der Stadt erlebbar.
Den Initiatorinnen war es besonders wichtig, ein ansprechendes Angebot für alle Altersklassen zu entwickeln. So gibt es ein Detektiv-Paket für Kinder, digitale Spiele für Jugendliche und Erwachsene, die Spaß daran haben, eine Digistory, einen eGuide und auf der Seite der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM) einen Podcast („Zwischentöne“).
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein umfassendes Programm mit Führungen, Vorträgen, Konzerten und Workshops.
Weitere Informationen unter www.st-annen-museum.de.