Die aktuelle Situation nimmt erheblichen Einfluss auf das Angebot von Kunst, Kultur und Gastronomie und damit auf den Alltag der Menschen. Umso mehr gewinnt deshalb gutes Essen und Trinken an Wertschätzung. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die kulinarische Vielfalt der Region, denn der ‚Genuss-Aspekt’ erfährt bei den vielen Besuchern und Gästen der Kaiserstadt einen immer größeren Stellenwert.
Natürlich gehören die Aachener Printen zu den bekanntesten Spezialitäten, die jedem Besucher als erstes in den Sinn kommen, denkt er an die Stadt. Die weltberühmte Spezialität hielt vor ca. dreihundertfünfzig Jahren Einzug, als Bronzegießer aus dem belgischen Dinant sogenanntes ‚Gebildbrot’ mit nach Aachen brachten. Ihren Namen erhielt die Köstlichkeit dadurch, dass man zu dieser Zeit den Teig in kunstvoll verzierte hölzerne Formen presste. Dieses Pressen nannte man ‚Prenten’, und daraus entstand im Laufe der Zeit das Wort ‚Printen’. Dieses neue Gebäck erweckte bei Aachens Bäckern großes Interesse, aber die heutige Rezeptur und Gestalt verdankt die Aachener Printe der von Napoleon veranlassten Kontinentalsperre. Aachens Bäckerzunft musste fortan mit Rübenzucker und –sirup improvisieren, wodurch ein grober und zäher Teig entstand, der dann in die kunstvollen Formen gepresst wurde.
Im Laufe der Zeit wurde die einfache Printe durch die Zugabe erlesener Zutaten und Gewürze wie Zimt, Nelken, Piment, Koriander und Sternanis verfeinert, und es entstand der typische Geschmack, wie er heute über die Landesgrenzen hinaus geschätzt wird. Galt die Printe zuvor als saisonales Gebäck, werden heute nach ihrem weltweiten Bekanntheitsgrad ganzjährig mehr als 4.500 Tonnen Printenmasse hergestellt, die in vielfältigen Variationen verarbeitet wird, so als Hart- oder als Weichprinte, mit Nüssen oder Mandeln, mit Zuckerüberguss oder mit Vollmilch- oder Zartbitterschokolade, als Honigsaftprinte oder auch als einfache Gewürzprinte.
Letztere Version wird in Aachen und Region in der traditionellen Küche auch zum Verfeinern von Saucen verwendet. So macht die Gewürzprinte den Rheinischen Sauerbraten mit Kartoffelknödeln und Rotkohl erst zu dem kulinarischen Erlebnis, das er ist.
Traditionelle Gaumenfreuden der Stadt
Aber die Stadt Karls des Großen bietet bei weitem mehr Gaumenfreuden. Eine typisch Aachener Wurstspezialität ist der ‚Öcher Puttes’, eine lokale Variante der Blutwurst, auch unter dem Namen ‚Himmel und Äd’ oder als ‚Kompes’ bekannt. Die Wurst ist gebraten und kommt mit Zwiebeln, Äpfeln und Kartoffeln daher, während der ‚Kompes’ mit Kartoffelpüree und Sauerkraut serviert wird.
Eine weitere, allerdings saisonale Spezialität ist die Aachener Weihnachtsleberwurst, die ihren unverkennbaren Geschmack durch die aromatische Mischung u.a. von Nüssen, Rosinen, Vanille, Sternanis, Koriander und Kardamom erhält.
Wer es lieber süßer mag, der sollte nach einem Altstadtbummel die älteste Aachener Kaffeestube an der Körbergasse besuchen. Das Café van den Daele besteht seit 1890 und bietet in urigem Ambiente ein Angebotsspektrum vom typisch Aachener Reisfladen mit Kirschen, Aprikosen oder einfach pur bis hin zur hohen Kunst feinster Pâtisserie. Schon die Auslage ist ein wahrer visueller Hochgenuss und lässt den Gast erahnen, was für lukullische Gaumenfreuden ihn im Inneren erwarten. Typisch für Aachen ist auch das Streuselbrötchen, das hier ins Leben gerufen wurde. Die weichen Hefebrötchen werden mit einem üppigen Belag aus knusprigen, süßen Streuseln gekrönt und sind eine echte Aachener Spezialität. Die Angebotsvielfalt der süßen Versuchungen lässt sich noch weiter fortführen, und auch Marmeladen und Konfitüren gehören zu den typisch Aachener Spezialitäten, denn das Traditionsunternehmen Zentis hat hier seinen Sitz. Der wohl bekannteste süße Brotaufstrich ist das Aachener Pflümli, ein ganz besonders gewürztes Zwetschgenmus, das in seiner geschmacklichen Note sehr an den typischen Printengeschmack anknüpft. Und wer kennt nicht die berühmte Lindt-Schokolade? Wer allerdings auf Diät weilt, sollte den Werksverkauf weitläufig umrunden, denn hier bietet sich eine schier unendliche Angebotsvielfalt, und neben der feinen Tafelschokolade in allen Varianten und Geschmacksrichtungen kommt die Köstlichkeit auch als Gebäck, feinste Praline und Keks daher.
Etwas ganz Besonderes ist auch der Aachener Printenlikör mit seinem unnachahmlichen Geschmack nach Kräutern, und auch der Aachener Dom Sekt sollte bei einem Besuch der Kaiserstadt Beachtung finden. Dieser Riesling-Sekt wurde 1993 mit dem damaligen Dompropst Dr. Hans Müllejans aus der Taufe gehoben, und von jeder verkauften Flasche spendet das Weinhaus Lesmeister 1 € für die Instandhaltung und Restaurierungsmaßnahmen des UNESCO Weltkulturerbes der Stadt, dem Aachener Dom.
Dies sind nur einige der traditionellen Spezialitäten, die den Aufenthalt für Besucher in der Krönungsstadt zu einem Genusserlebnis machen. Auch die geographische Lage Aachens direkt an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden bereichert vielfältig das kulinarische Angebot. Neben dem Aachener Sauerbraten sind belgische Pommes, traditionelles Limburger Sauerfleisch mit Obstsirup oder der fruchtige Limburger Vlaai nur drei Beispiele, die einen Besuch in Aachen und Umgebung für jeden verwöhnten Gaumen zu einem Genusserlebnis machen. Der kulinarische Facettenreichtum lockt mit vielen, leckeren Spezialitäten aus der Region und überzeugt Genießer unterschiedlicher Couleur.
Die Liste der regionalen Vielfalt in und um Aachen ließe sich noch endlos fortführen, und die hier aufgeführten Beispiele bieten nur einen kleinen Ausschnitt des lukullischen Portfolios. Und so bleibt dem herzlich willkommenen Besucher der Stadt Karls des Großen nur zu sagen: Viel Vergnügen bei der kulinarischen Erkundung Aachens und des Dreiländerecks! (5.893 Zeichen)
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