30 Jahre UNESCO-Mitgliedschaft als Motor grundlegender Verbesserungen am Welterbe Kloster Lorsch.
Vielleicht ist das Wichtigste, das sich für die Lorscher Welterbestätte in 30 Jahren Mitgliedschaft in der Familie der UNESCO-Welterben verändert hat, das Bewusstsein der Bevölkerung.
Vom „Kabbellsche“ zum UNESCO Welterbe Kloster Lorsch
Wurden die Betreiber des damaligen UNESCO -Antrages einst noch spöttisch belächelt, ist man sich heute der Tatsache bewusst, dass das UNESCO Welterbe Kloster Lorsch viel mehr ist als das „Kabellsche“, wie die Einheimischen liebevoll-volkstümlich die weltberühmte karolingische Königshalle nannten. Dass das erste UNESCO Welterbe Hessens (übrigens auch das erste hessische Denkmal) zu fast 90 Prozent ein Bodendenkmal ist, dazu haben sich die Titelinhaberinnen – Schlösser und Gärten Hessen und Stadt Lorsch gemeinsam – inzwischen selbstbewusst bekannt.
Mutiges Bekenntnis
Nichts zeigt dies besser als die gartenarchitektonische und preisgekrönte Umgestaltung der früheiszeitlichen Flugsanddüne, auf der die letzten drei karolingischen Bauten bis heute stehen und damit die Ebene überschauen, die sich die Flüsse Rhein und Neckar zwischen Odenwald und Pfalz geformt haben. Und damit ist der zweite, vermutlich ebenso wichtige Impuls der letzten 30 Jahre genannt: die Überarbeitung des karolingischen Welterbes zwischen 2011 und 2014, für die Bund, Land und Kommune insgesamt 15 Millionen Euro investierten. Damit wurde zum Ersten eine Forderung der ICOMOS erfüllt. Dieses lautete auf eine landschaftsräumliche Verbindung zwischen den beiden Kernzonen des Lorscher Weltkulturerbes. Zusätzlich wurde im Zuge dessen das Flächendenkmal um das ca. 4 Hektar große Freilichtlabor Lauresham erweitert, das sich dem außerklösterlichen Leben zu Zeiten Karls des Großen widmet und gleichzeitig eine einzigartige Forschungsstation der Experimentalarchäologie zum Thema Frühes Mittelalters wurde.
Forschungszentrum Frühes Mittelalter
Das ist wohl der dritte wichtige Pfeiler, der in der 30 Jahren des UNESCO-Status in Lorsch errichtet wurde: Heute ist die Welterberstätte ein Forschungsmuseum und zählt zu einem der Zentren der wissenschaftlichen Untersuchungen des frühen Mittelalters. Neben den Bauten und Schriften rückten auch die Menschen, die das Kloster belebten, in den Mittelpunkt des anthropologischen Forschungsinteresses. Wie lebten sie? Woran starben sie? In welchem Gesundheitszustand verbrachten sie ihr Leben? – Doch auch was die Bildungsgeschichte des Klosters betrifft, erzielte man in den letzten drei Jahrzehnten große Fortschritte. So wurde die gesamte verbliebene Bibliotheca Laureshamensis digitalisiert und ist nun allen Interessierten im Internet zugänglich. Dass es schließlich gelang, sämtliche Ausgrabungsobjekte zurück nach Lorsch zu holen und sie eben dort in einer sehr ambitionierten, lichtgeführten Präsentation Besuchenden zugänglich zu machen, ist ein weiterer Glanzpunkt.
Weitere Informationen: www.kloster-lorsch.de