Von Naturwundern und paradiesischen Gärten

In den deutschen Welterbestätten spiegelt sich natürliche Vielfalt

Nicht nur grandiose Bauwerke wie die Pyramiden von Gizeh oder die Chinesische Mauer gehören zum Erbe der Menschheit. Die Welterbekonvention schützt auch die einzigartigen Naturwunder unseres Planeten.

Eine Landschaft „hoch im Norden“ ist Heimat für Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Millionen von Zugvögeln legen hier auf der Durchreise von den arktischen Brutgebieten in den Süden einen Zwischenstopp ein. Seit 2009 steht das Wattenmeer nun auf der UNESCO-Liste der geschützten Naturerbestätten und wird in einem Atemzug mit den Galapagos-Inseln und dem Great Barrier Reef genannt: 10.000 Quadratkilometer zwischen Sylt und Texel bilden ein einzigartiges Ökosystem von besonderem Rang. Mit der Anerkennung als Naturerbe unterstreicht die UNESCO die Schutzbedürftigkeit dieser Landschaft. Sie würdigt aber auch die jahrelangen Bemühungen, das Wattenmeer trotz konkurrierender Nutzungsansprüche zu erhalten und im Küstenbereich auf eine maßvolle Planung zu setzen. So wurde 2011 auch das 137 Quadratkilometer große Hamburgische Areal an der Elbmündung in das bereits bestehende Welterbe integriert.

Den grenzüberschreitenden Schutzgedanken hat die UNESCO auch mit den alten Buchenwäldern verwirklicht. Diese für weite Teile Europas ursprüngliche Waldform findet sich noch in unberührter Form in den Karpaten. 2011 waren die Anstrengungen erfolgreich, auch deutsche Standorte in dieses seit 2007 bestehende Welterbe einzubeziehen. So gelten nun fünf alte Buchenwälder, die sich auf vier Bundesländer verteilen als ein Naturerbe: Nationalpark Jasmund (Mecklenburg-Vorpommern), Serrahn im Müritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern), Grumsin im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg), Nationalpark Hainich (Thüringen) und der Nationalpark Kellerwald-Edersee (Hessen). An all diesen Welterbestätten genießt die Natur absoluten Vorrang. Besucher bewegen sich hier lediglich auf den dafür vorgesehenen Wegen. Doch wer sich einer geführten Wanderung anschließt, der wird mit faszinierenden  Bildern eines europäischen Urwalds belohnt.

Tiefe Einblicke in die Erdgeschichte gewinnt der Besucher dagegen bei Führungen durch die Grube Messel in der Nähe von Darmstadt. Hier hat ein ehemaliger Vulkankrater, der sich in der Urzeit zum See entwickelte, das Leben vor 47 Millionen Jahren konserviert. 50.000 Einzelfunde, meist hervorragend erhaltene Fossilien, wurden bislang zutage gefördert. Und so kann der Besucher der Gegenwart hier immer noch dem Kranichvogel Messelornis cristata oder dem Darwinius masillaedem („Ida“), einem frühen Primaten, begegnen.

Als Natur- und Kulturerbe nimmt das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz einen besonderen Rang ein. Mit ihm wurde 2002 eine komplette Landschaft unter Schutz gestellt, deren terrassenförmige Hänge nicht nur ein Paradies für viele Tiere und Pflanzen sind. Eine Fülle von Baudenkmälern unterstreicht die Bedeutung, die dem Rhein seit den Römern als Hauptverkehrsader im Herzen Europas zukam. Nirgendwo sonst befinden sich auf  kurzer Distanz so viele mittelalterliche Burgen wie am idyllischen Strom, den die Romantiker im 19. Jahrhundert besangen. Ihre Lieder und Sagen haben die Zeit überdauert – der Mythos von der sagenhaften Loreley lebt bis heute fort.

Ein lebendiges Kunstwerk jener Epoche ist auch der Muskauer Park. Dieses UNESCO-Welterbe verkörpert eine besondere Form von gestalteter Natur, eine Landschaft die  nach den Plänen des Reiseschriftstellers Hermann Fürst von Pückler-Muskau zwischen 1815 und 1845 angelegt wurde und unter späteren Generationen weiterreifte. Die 830 Hektar umfassende Anlage mit künstlichen Wasserläufen erstreckt sich  beiderseits der Lausitzer Neiße in Deutschland und in Polen.  Ihren ganzheitlichen Charakter verdankt sie dem Engagement von Denkmalschützern in beiden Ländern.

Harmonie strahlt heute noch das Gartenreich Dessau-Wörlitz aus, dessen Schöpfer Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) die Verbindung von Mensch und Natur anstrebte. Er bettete Schlösser, Gärten, und Alleen in eine schön gestaltete Fluss- und Auenlandschaft ein. Und so bilden das klassizistische Schloss Luisium mit dem englischen Garten, das Rokokoensemble Mosigkau, der Landschaftspark Großkühnau und das Georgium, in dessen Schloss sich die Anhaltische Gemäldegalerie befindet, eine organische Einheit um die Stadt Dessau. Mit dem barocken Stadt-, Schloss- und Parkensemble Oranienbaum und den Wörlitzer Anlagen verschmilzt das Ensemble zu einer einzigartigen Welterbestätte.

Der 240 Hektar große barocke Bergpark Wilhelmshöhe in der nordhessischen Stadt Kassel ist angelegt im Stil eines englischen Landschaftsgartens und gilt als Europas größter Bergpark. Zusammen mit dem Schloss Wilhemshöhe bildet er ein einigartiges Gesamtensemble, das Kultur, Natur und Gartenbaukunst in perfekter Harmonie miteinander verbindet.

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