Früher kamen am Völklinger Bahnhof Eisenerze aus aller Welt an. Die brauchte man im benachbarten Werk, um dort Eisen und Stahl zu erzeugen. Die Nähe zur Eisenbahn und zur Saar waren für Julius Buch 1873 der Grund, um gerade hier ein Stahlwerk zu errichten. Mehr als 150 Jahre nach diesen ersten Anfängen und mehr als 30 Jahre, nachdem die stillgelegte Stätte der Roheisenproduktion zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, ist die Nähe zum Bahnhof, ein guter Grund, um eine Bahnreise zur Völklinger Hütte zu planen. Denn in einem Fußweg von weniger als 5 Minuten ist man mitten im heutigen Weltkulturerbe.

Zu Betriebszeiten war die Bahn das Haupttransportmittel im ehemaligen Eisenwerk, daher durchziehen zahlreiche Schienen das Denkmal. Die Völklinger Hütte war ein pulsierendes Kraftzentrum, in das jeden Tag im Schichttakt die Arbeiter:innen hinein- und hinausströmten. Ebenso kamen ständig Rohstoffe und Materialen in Völklingen an, während zugleich Eisen und Stahl in alle Himmelsrichtungen exportiert wurden. Die Ausstellung BEWEGUNG MACHT GESCHICHTE in der zweiten Etage des Wasserhochbehälters eröffnet genau diese Perspektiven auf die Rohstoff-, Menschen- und Produktströme, die elementar mit der Geschichte der Völklinger Hütte verbunden sind.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bezog das Werk aus fünf Staaten Afrikas Eisenerz, ein Umstand, der mehrere Künstler:innen der aktuellen Großausstellung THE TRUE SIZE OF AFRICA zu ortspezifischen Installationen inspiriert hat. Die Schau, die unlängst vom Fachmagazin ART für den „ART-Kuratorenpreis, die beste Ausstellung des Jahres 2024“ nominiert wurde – erprobt noch bis zum 17. August ebenso innovativ wie auratisch Annäherungen an den Riesenkontinent, die Vorurteile und Stereotype aufbrechen – mittels Kulturgeschichte und Gegenwartskunst, durch stetige Perspektivwechsel und mit allen Sinnen.

Heute ist das ehemalige Eisenwerk auch ein Ort der Natur: An vielen Stellen auf dem weitläufigen Gelände haben Flora und Fauna ihr Terrain zurückerobert. Am augenfälligsten wird dies im Paradies, der grünen Wildnis auf dem ehemaligen Gelände der Kokerei. So ist das heutige UNESCO-Welterbe ein Ort, der auf einmalige Weise Industrie, Kultur, Geschichte, Kunst und Natur miteinander verbindet.

Weitere Informationen: https://voelklinger-huette.org/