Jubiläums-Festschrift

Vor genau zehn Jahren hat die UNESCO Corvey als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Der Jahrestag am 21. Juni macht die Menschen in Höxter und Umgebung glücklich. Sie sind stolz darauf, dass das ehemalige Benediktinerkloster am Weserstrand zum Welterbe der Menschheit gehört.

Als Landmarke, Kulturdenkmal und lebendiger Ort des Glaubens- und Gemeindelebens übt das frühere Kloster eine große Anziehungskraft aus. Viele Menschen gehen in Corvey ein und aus. Die Doppelturmfassade des karolingischen Westwerks ist das Gesicht der Welterbestätte und steht geduldig für Fotos Modell, während drinnen – in der ehemaligen Abteikirche – die Menschen Gottesdienst feiern oder Besuchergruppen auf den Spuren der großen Geschichte des einzigen Welterbes in Westfalen wandeln.

Das können sie im Johanneschor des karolingischen Westwerks mit Hilfe moderner Technologien: Mixed-Reality-Anwendungen lassen die ursprüngliche Ausgestaltung der Emporenkirche auf dem Bildschirm eines Tablets auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse virtuell neu erblühen. Im Rahmen von Führungen ist diese Erlebnis-Zeitreise möglich. Sie erschließt den Gästen auch eindrücklich den universellen Wert der fragmentarisch erhaltenen Wandmalereien, die dazu beigetragen haben, dass das Kloster vor zehn Jahren Welterbe wurde.

Die große monastische Geschichte der bedeutenden Benediktinerabtei entfaltet sich fesselnd in den Räumen des Schlosses. Dort geht, wie schon im Februar-Newsletter angekündigt, zu Saisonbeginn am 23. März die neue Dauerausstellung über das Jahrtausend der Mönche an den Start. Die Schau erlebt unter der Ägide des ehemaligen Direktors des Diözesanmuseums Paderborn, Professor Dr. Christoph Stiegemann, mit eigens restaurierten, kostbaren Leihgaben der katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey und mit dem Einsatz innovativer Medien einen fulminanten Relaunch.

Die Kirchengemeinde ist Eigentümerin des karolingischen Westwerks und hat sich eine zeitgemäße didaktische Erschließung dieses Juwels für eine breite Öffentlichkeit auf die Fahnen geschrieben. Mit den neuen multimedialen Angeboten im Westwerk und der Rundumerneuerung der Dauerausstellung haben die kleine Gemeinde und ihr multiprofessionelles wissenschaftliches Kompetenzteam dieses große Vorhaben in die Tat umgesetzt. Parallel koordiniert Standortleiterin Annika Pröbe die permanenten restauratorischen Erfordernisse im Westwerk. Das Erzbistum Paderborn unterstützt die Kirchengemeinde beim Erhalt und der Erschließung des Welterbes.

Initialzündung für den museumsdidaktischen Aufbruch ins digitale Zeitalter war der 21. Juni 2014. Dieser Tag war ein Meilenstein in Corveys Geschichte. Die ehemalige Reichsabtei stand im Licht einer internationalen Öffentlichkeit, als das Welterbekomitee der UNESCO das karolingische Westwerk und den als Bodendenkmal erhaltenen mittelalterlichen Klosterbezirk, die Civitas, im Golfstaat Katar in die Liste der wichtigen Kulturstätten der Menschheit eintrug. Im In- und Ausland, aber auch vor Ort in Höxter und Umgebung war die Freude groß. In und um Corvey läuteten um 17.15 Uhr alle Glocken, um die gute Nachricht aus Katar überall im Weserbergland bekannt zu machen. An diese bewegenden Momente erinnern sich viele Menschen noch heute.

Dass die Abtei im Karlsjahr 2014 – dem Gedenkjahr anlässlich des 1200. Todestags Karls des Großen – mit dem Welterbetitel geadelt wurde, war eine schöne Fügung. Denn auf den Herrscher der Franken und ersten abendländischen Kaiser des Mittelalters geht die Gründung des Benediktinerklosters bei Höxter zurück.

Karl hatte die Vision, nach seinen 30 Jahre dauernden Sachsenkriegen im mit dem Schwert christianisierten Sachsenland ein Kloster zu gründen. Nachdem der Herrscher 814 gestorben war, setzte sein Sohn Ludwig der Fromme die Idee des Vaters um. Ein erster Versuch 815 in Hethis (wahrscheinlich im Solling) scheiterte an den unwirtlichen örtlichen Bedingungen. Am Ufer der Weser schließlich legten Mönche aus dem westfränkischen Corbie 822 auf Geheiß Ludwigs den Grundstein für ein erfolgreiches klösterliches Missionszentrum.

1200 Jahre später hat die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus diesen Leuchtturm der Christenheit in einem Festjahr mit hochkarätigem Programm zum Leuchten gebracht. Sie arbeitet jetzt an einer Jubiläumsfestschrift, die zum Zehnjährigen der Welterbe-Ernennung erscheinen soll.

Weitere Informationen: https://welterbewestwerkcorvey.de