Mehr als nur Kulisse
In den Welterbestätten des Ensembles „Klassisches Weimar“ entstand im 18. Jahrhundert Weltliteratur. Berühmte Werke wie Schillers Wilhelm Tell wurden in Weimar geschrieben und uraufgeführt. Bis heute dient das kulturhistorische Zentrum inmitten Thüringens als Inspirationsort und Schauplatz für Literatur und Theater sowie für moderne Film- und Videoformate, wie „Reels“ auf den Sozialen Medien oder den Weimarer Tatort. Doch Weimars Welterbestätten bieten nicht nur eine einmalige Szenerie für das nächste persönliche Reisevideo, sondern sind per se Teil kostbarer Kulturgeschichte.
20 Jahre nach dem Bibliotheksbrand
Zu den bekanntesten Welterbestätten Weimars zählt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Am 2. September 2004 brannte das historische Gebäude und . mehr als 50.000 Bücher und Sammlungsobjekte gingen in den Flammen verloren. Die Verluste von 2004 machen deutlich, wie zerbrechlich kulturelle Überlieferung ist und welche Verantwortung für ihren Schutz und Erhalt besteht. 20 Jahre nach dem Brand blickt die Klassik Stiftung Weimar aus verschiedenen Perspektiven nicht nur zurück, sondern vor allem nach vorn.
Zeitzeugen berichten
Mit dem Projekt „Future Memory“ wurden Zeitzeug*innen dazu aufgerufen, ihre Erinnerungen, Fundstücke oder Fotografien sowie ihre Erwartungen und Wünsche im Zusammenhang mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu teilen. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft wurde deutlich: Die Bibliothek wird von den Menschen getragen, die mit ihr verbunden sind. Entstanden sind emotionale und persönliche Zeitzeugen-Aufnahmen, die die Grundlage für eine Bibliothek als Wissensspeicher der Zukunft schaffen.
Brandgeschichte in Bild und Ton
Wie konnte es zu so einem katastrophalen Brand kommen? Wie und wohin wurden die ersten Bücher gerettet? Und was geschah danach? Diesen und weiteren Fragen wird im Podcast „Bücher in Asche“ von MDR KULTUR nachgegangen. Der Podcast ist in der ARD-Audiothek zu finden und überall, wo es Podcasts gibt.
Die Dokumentation „Die Bibliothek brennt – 20 Jahre nach der Tragödie von Weimar“, abrufbar in der ARD-Mediathek, bietet spannende Einblicke in die Geschehnisse vom 2. September 2004 und danach. Heute weisen innovative Technologien zur Sicherung von Kulturgut, die in Weimar entwickelt wurden, den Weg in die Zukunft der Buchrestaurierung.
Besuch der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Der imposante Rokokosaal sowie der Renaissancesaal sind ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher*innen. Bis auf eine AR-Anwendung innerhalb der App Weimar+, mit der der Rokokosaal kurz nach dem Brand vor Ort bestaunt werden kann, ist heute vom Brand nichts mehr zu sehen. Spannende Ausstellungen, Veranstaltungen und geführte Touren sorgen für einen unvergessliches Erlebnis und bieten Einblicke in die Brandgeschichte, Bibliothek der Zukunft und Kunstgeschichte.
Highlight-Ausstellung: Ars Ignis. Die Poesie der Zerstörung
Bis 24. Okt 2024 | Herzogin Anna Amalia Bibliothek
„Ars Ignis“ ist eine künstlerische Installation aus Buchüberresten, die nach dem Brand der Bibliothek nicht restauriert werden konnten. Die Künstlerin Anna Talens arbeitet mit Aschepartikeln und losen Buchseiten, die aus der Brandnacht hervorgingen. Kreiert wird eine einzigartige neue Ästhetik aus Buchfragmenten und Naturgewalten. Ein Kurzbeitrag zur „Kunst aus Asche“ ist in der ARD Mediathek zu finden. Vor Ort können Besucher*innen die Sonderausstellung „Ars Ignis. Die Poesie der Zerstörung“ in der Herzogin Anan Amalia Bibliothek bis zum 24. Oktober erleben.
Highlight-Ausstellung: Cranachs Bilderfluten
Ganzjährig | Renaissancesaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Gezeigt werden Objekte von internationalem Rang von Lucas Cranach dem Älteren, dem Jüngeren und ihrer Werkstatt. Es gab kein Medium, dass sie nicht beherrschten: Gemälde, Graphiken, illustrierte Bücher und Medaillen.
Geführte Touren
Besucher*innen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek können sich auf regelmäßig angebotene geführte Touren freuen. Alle Highlights im Kurzformat können bei einer Stippvisite durch den Rokokosaal erschlossen werden. Die kostbaren geretteten Bücherschätze können bis Ende Oktober gemeinsam mit Expert*innen aus nächster Nähe besichtigt werden. Zudem wird eine exklusive Tour durch die Welt des Bücherturms und das Militärkabinett geboten.
Ausblick Themenjahr Faust 2025
Ein Literaturwerk, das so eng mit Weimar verbunden ist, wie kein anderes, und als Basis für zahlreiche Werke in Kunst, Theater, Film diente, ist Faust.
Schon als Johann Wolfgang von Goethe 1775 nach Weimar kam, hatte er Teile des „Faust“ in der Tasche. Das Werk beschäftigte ihn sein Leben lang. Er verarbeitete dort das Wissen und die Fragen seiner Zeit. Doch wie relevant ist der „Faust“ für uns heute?
Im Themenjahr 2025 wird Weimar zur „Faust“-Werkstatt: Ab der Walpurgisnacht 2025 erwarten Besucher*innen zahlreiche Ausstellungen, Installationen und Veranstaltungen zu Goethes Meisterwerk. Denn nicht nur in Goethes weltberühmtem Haus am Frauenplan wurde am „Faust“ gedacht und geschrieben, ganz Weimar verwandelte sich in eine Denkwerkstatt. Objekte der bedeutenden „Faust“-Faustsammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sind ebenso zu besichtigen wie die „Faust“-Manuskripte im Goethe- und Schiller-Archiv.