Sie wiegt 24 Tonnen, hat einen Durchmesser von 3,22 Meter und ist bis heute die tontiefste freischwingende Glocke der Welt: Vor 100 Jahren ist die Petersglocke des UNESCO Welterbes Kölner Dom im thüringischen Apolda gegossen worden. Zu diesem Anlass wird vom 4. bis zum 7. Mai 2023 ein Europäischer Glockentag in Köln ausgerichtet – und das Domgeläut erhält eine zwölfte Glocke.

Dompropst Msgr. Guido Assmann freut sich, dass sich die Petersglocke des Kölner Domes so großer Beliebtheit erfreut. „Wenn das Prunkstück unter den elf Glocken des Domes läutet, hält die ganze Stadt inne“, so der Dompropst heute vor Pressevertretern in Köln. „Das war zuletzt wieder in beeindruckender Weise zu erleben, als das wuchtige, tiefe C des ‚Decken Pitters‘ zum Gedenken an den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. zu hören war: Die Menschen bleiben stehen, der Alltag bricht auf, der Dom hat das Wort.“

Kölns Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine erinnert an wichtige historische Momente, zu denen die Petersglocke geläutet hat: „Die Glocke hat den Kölnern das Ende des Zweiten Weltkriegs verkündet, sie schlug beim Begräbnis Konrad Adenauers und am Tag der Wiedervereinigung Deutschlands. Ihre eigentliche Bestimmung aber ist es, die Domgottesdienste an den höchsten christlichen Feiertagen einzuläuten. Das bewegt mich jedes Mal aufs Neue. Und so freue ich mich, dass ein Europäischer Glockentag – nachdem ein solcher 1985 in Frankfurt am Main, 1997 in Erfurt und 2004 in Karlsruhe ausgerichtet worden ist – in diesem Jahr zum Geburtstag der Petersglocke in Köln stattfindet.“

Gottesdienste und Konzerte, Ausstellungen und Führungen

„Ziel des Glockentages 2023 ist es, das Interesse in der Bevölkerung für den allgegenwärtigen Glockenklang zu wecken und sich damit in verschiedener Weise auseinanderzusetzen“, erklärt Andreas Philipp, Mitglied des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen. „Das Jubiläum der Petersglocke gibt Anlass, sie nicht nur unter glockenkundlichem Aspekt zu betrachten, sondern auch die Aufgabe der Glocken in den Kirchen, ihre Bedeutung für unseren Kulturkreis und sogar die Entwicklung und Einigung Europas zu bedenken. Geplant sind Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Gottesdienste, Geläutevorführungen, Turmbesteigungen und vieles mehr.“

Liturgisch eröffnet wird der „Europäische Glockentag“ am 4. Mai mit einem ökumenischen Gottesdienst, den Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger gemeinsam im Dom feiern. Zu den vielfältigen Programmpunkten rund um den Geburtstag des „Decken Pitter“ gehören in den Folgetagen ein glockenkundliches Kolloquium und ein öffentlicher Glockenguss auf der Papstterrasse am Dom. Das DOMFORUM erzählt bereits vom 29. April bis zum 7. Mai auf vier Ausstellungsstelen die (Vor-)Geschichte der Petersglocke (vom 24.6. bis zum 6.8. ist die Ausstellung abermals im Foyer des DOMFORUMS zu sehen).

Den Höhepunkt des Glockenfests markiert ein einstündiges Glockenkonzert am 5. Mai, dem eigentlichen Geburtstag der Petersglocke, bei dem die Domglocken nach einer Partitur in unterschiedlichen Kombinationen, aber auch solistisch und zum Schluss gemeinsam erklingen werden. Um den Zuhörern auf der Domplatte auch einen optischen Einblick zu gewähren, ist geplant, Bewegtbilder aus der Glockenstube auf eine Großleinwand vor dem Dom zu projizieren. Livebilder vom Läuten des „Decken Pitter“ sollen auch nach Apolda übertragen werden, den „Geburtsort“ der Petersglocke.

Klaraglocke kehrt zurück an den Dom

Zum 100. Geburtstag der Petersglocke macht sich der Kölner Dom zugleich ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk. In den Vierungsturm des Domes kehrt eine Glocke zurück, die dort bereits im 19. Jahrhundert hing und später an der Außenseite des Südquerhaushochdachs unter anderem als Alarmglocke diente: die sogenannte Klaraglocke.

„Bereits im vergangenen Jahr erfolgte die konservatorischen Reinigung der 1621 gegossenen Klaraglocke durch die Metallrestauratorin der Kölner Dombauhütte“, erklärt Dombaumeister Peter Füssenich. „Derzeit wird durch die Firma Eifeler Glockenservice J. Maas GmbH eine neue Aufhängung für die historische Glocke geplant und ausgeführt. Bis Anfang Mai soll die vielleicht aus dem Kölner Klarissenkloster am Römerturm stammende Glocke im Vierungsturm aufgehängt sein und das Geläut des Domes als zwölfte Glocke bereichern. Den Antrieb erstellt in bewährter Weise die Herforder Elektromotoren-Werke GmbH (HEW). Zugleich soll in diesem Jahr durch HEW die gesamte Steuerungselektronik des Domgeläutes erneuert werden.“

Die Klaraglocke verstärkt mit ihrem Durchmesser von rund 48 Zentimetern und ihrem Gewicht von rund 70 Kilogramm die Petersglocke künftig als mit Abstand kleinste Schwester unter den Glocken des Kölner Domes.

Weitere Informationen: www.koelner-dom.de