Die Siedlungen der Berliner Moderne zählen seit 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe.
Die Gartenstadt Falkenberg im Süd-Osten Berlins, erbaut 1913-14, stellt neben den ältesten Bauabschnitten der Siedlung Reform in Magdeburg den Beginn der Siedlungsbautätigkeit Bruno Tauts da. Hier setzte er zum ersten Mal bewusst die Farbe als Gestaltungsmerkmal ein („Tuschkastensiedlung“) und beeinflusste damit nachhaltig die Architektur der folgenden Jahrzehnte.
In Mitten der Gartenstadt Falkenberg steht nur ein einziges Haus, das nicht von Bruno Taut entworfen wurde. Das Haus am Falkenberg 119 stammt vom Architekten Heinrich Tessenow (1876-1950), der damals bereits durch seine Bauten in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden bekannt geworden war. Er hatte es für die junge Familie Otto entworfen, der er sehr verbunden war. Der Sozialreformer Adolf Otto war Gründungsmitglied der „Deutschen Gartenstadtgesellschaft“ und wohnte mit seiner Familie bis 1933 in dem Haus, in dem sich bis dahin ebenfalls die Geschäftsstelle der Deutschen Gartenstadtgesellschaft befand.
Adolf Otto wurde 1933 von den Nationalsozialisten von seinen Funktionen in der Wohnungswirtschaft ausgeschlossen und emigrierte über England nach Paris, wo er neun Jahre im Exil lebte. Über die Bewohner des Hauses in der Zeit danach ist nichts bekannt. Seit 1979 befand sich darin über zwei Generationen eine Zahnarztpraxis. 2018 hatte die Eigentümerin des Hauses, die „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG“ (kurz: 1892), die Idee ein so schönes Haus wieder für eine größere Familie herzurichten. Sie beantragte den Umbau zu einem Mehrgenerationenhaus einschließlich Nutzung des Dachgeschosses als Wohnraum. Aus den Aufzeichnungen von Adolf Ottos Tochter Ulrike geht hervor, dass es im Dachgeschoss schon damals ein Fremden- und ein Mädchenzimmer gab, sogar mit eigenem WC.
Seit dem Frühjahr 2019 wohnt im Tessenow-Haus wieder eine Familie: Zwei Erwachsene und vier Kinder. Die 1892 wünscht den Bewohnern, dass sie einmal auf ähnlich schöne Erinnerungen zurückblicken wie Ulrike Otto: „Unser Grünauer Haus war das einzige in der Gartenstadt, das rings vom Garten umgeben war, eine Gelegenheit, um bei Abwesenheit der Eltern mit einer Horde Nachbarkinder ´Eckenzeck´ zu spielen, ein großer Spaß, der aber den Spalierbäumen schlecht bekam und streng verboten war.“
Kontakt: Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG, www.1892.de