Verborgene Schönheiten im UNESCO Welterbe Lübeck.

+++ Lübeck. Verwinkelte Gassen und Gänge, alte Kaufmannshäuser, das weltberühmte Holstentor und die sieben Türme der Altstadtinsel, die im Jahr 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Für diese Sehenswürdigkeiten ist die alte Hansestadt Lübeck als Reiseziel für Städtereisende aus dem In- und Ausland bekannt, aber es gibt auch verborgene Plätze, die es zu entdecken gilt. So blickt das Kaisertor als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück und ist heute dennoch fast vergessen.

Versteckt in den bewaldeten Wallanlagen rund um die Altstadt ist das Kaisertor ein historisches Überbleibsel am Ufer der Kanaltrave, das von Graffitikünstler:innen gerne als Spielwiese für ihr Können genutzt wird. Auch Spaziergänger:innen oder Jogger:innen, die den romantischen Uferweg am Kanal entlanglaufen, kennen das plötzlich im Grün sich erhebende Kaisertor mit seiner steinernen Treppe und dem aufgesetzten Obergeschoss gut. Seine Grundmauern stammen aus dem 13. Jahrhundert und seinen Namen erhielt das Tor im Jahre 1900, als Kaiser Wilhelm II. von dort aus an Bord eines Schiffes ging, um den neuen Elbe-Lübeck-Kanal feierlich zu eröffnen. Damals war im 1826 erbauten Obergeschoss bereits die Seefahrtschule eingezogen, in der Kapitäne und Steuerleute der Handelsmarine ausgebildet wurden. Nach deren Auszug wechselte das denkmalgeschützte Kaisertor oftmals seine Hausherr:innen, meist war die neue Bestimmung aber nur von kurzer Dauer und die Räumlichkeiten standen lange leer. Was nun künftig aus dem Kaisertor wird, ist noch ungewiss, erste Pläne sehen nach einer nötigen Sanierung den Einzug der städtischen Denkmalpflege vor. Das wäre natürlich eine perfekte Lösung, aber bis dahin ruht das Kaisertor geduldig auf seinen alten Mauern und bleibt eine vergessene Schönheit im Dornröschenschlaf.

Unweit vom Kaisertor entfernt laden weitere „Hidden Places“ direkt auf oder rings um die historische Altstadtinsel zum Entdecken ein. Das Naturbad am Krähenteich zum Beispiel ist eine grüne Oase mit weitläufiger Liegewiese und echtem Sandstrand direkt an der alten Stadtmauer. Es blickt auf eine mehr als 150-jährige Tradition zurück und ist noch immer – ganz versteckt vor neugierigen Blicken – beliebter Anlaufpunkt für Einheimische an warmen Sommertagen.

Von den Altstadtstraßen sind es nur wenige Gehminuten bis zum Naturbad Falkenwiese direkt an der Wakenitz. In ihrem Lauf bis zum Ratzeburger See wird sie auch „Amazonas des Nordens“ genannt. Die unter Denkmalschutz stehende Lübecker Flussbadeanstalt Falkenwiese ist im Stil der Gründerzeit erhalten geblieben und somit ein lebendiges Beispiel für die Badekultur in jener Zeit. Die Seebühne macht das Naturbad zudem zu einem Ort der kulturellen Begegnung im Wohnquartier an der Falkenwiese. Das gilt auch für den alten Schulgarten in unmittelbarer Nachbarschaft. Ein echter Geheimtipp! Direkt an der Wakenitz wurde der Schulgarten erstmals 1913 angelegt, um Schulkindern die gärtnerische Arbeit und die angewandte Biologie näher zu bringen. Heute steht das Kleinod seinen Besucher:innen als Botanischer Garten und grüne Oase unweit der Altstadt von April bis Oktober kostenfrei zur Verfügung. Mehr Infos im Blog unter luebeck-zwischenzeilen.de/grosses-wunder-im-kleinen/.