Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist berühmt für seine meisterhafte Landschaftsgestaltung: Kunst, Kultur und Natur sind hier in einzigartiger Weise harmonisch miteinander verbunden. Es ist, wie es in der Begründung für die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste aus dem Jahr 2000 heißt, „ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet.“ Viele Glanzstücke der Gartenkunst und der Architekturgeschichte lassen sich hier auf einer Fläche von 142 Quadratkilometern bewundern.

Ausgangs- und Höhepunkt der Landschaftsgestaltung wurde Wörlitz. Dort entstanden ab 1764 der erste
Landschaftsgarten englischen Stils auf dem europäischen Kontinent und mit dem von 1769 bis 1773
errichteten Schloss der Gründungsbau des Klassizismus in Deutschland. Wie in einer Zeitkapsel sind Kultur und Geschichte der Aufklärung hier erlebbar.

Begründer des Gartenreiches war Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau (1740–1817), der fast das gesamte Territorium seines Fürstentums durch ein umfassendes Programm einer
„Landesverschönerung“ aufwertete. Charakteristisch für seine visionäre Landschaftsgestaltung war die
Vielfalt der Stilepochen: kunstvoll wurden die älteren Anlagen wie das barocke Schloss und der Schlosspark Oranienbaum und das Rokoko-Ensemble Mosigkau in das entstehende Gartenreich einbezogen, so dass Kulturgeschichte vom Barock, dem Rokoko und dem Klassizismus bis zur Neugotik auf engstem Raum erlebbar ist. In fast allen Lebensbereichen zeigte sich Fürst Franz als aufgeklärter Monarch. So modernisierte er nicht nur Landwirtschaft und Bildungswesen, sondern führte in fast allen Lebensbereichen tiefgreifende Reformen durch.

Besonders spektakulär ist noch immer der Wörlitzer Park mit seinen Bauwerken und gepflanzten
„Stimmungsbildern“. Hier können Besucher*innen – gleichsam auf den Spuren des Fürsten Franz – eine Bildungsreise unternehmen: die in die Landschaft buchstäblich eingewobenen aufgeklärten Ideale und humanistischen Ideen sind auch heute noch erlebbar. Ein besonders spektakuläres Denkmal ist die
künstliche Felseninsel „Stein“ mit dem in Europa einzigen künstlichen, von Zeit zu Zeit sogar aktiven
Vulkan. Mit ihren Grotten, ihrem antiken Theater und der Villa Hamilton spiegelt sie die gebauten
Erinnerungen des Fürsten Franz an seine Reise an den Golf von Neapel wieder. Das Gotische Haus birgt eine kostbare Gemäldesammlung mit Glasgemälden vom 15. bis 17. Jahrhundert, die kunstvoll in die Fensterscheiben des Gebäudes integriert wurden.

Neben dem Schloss Wörlitz und dem Wörlitzer Park lohnen auch die anderen Schlösser und Parks einen Besuch. Das liebevoll als das „kleine Sanssouci“ bezeichnete Rokoko-Schloss Mosigkau glänzt mit seiner überaus erlesenen Gemäldesammlung flämischer und holländischer Meister. Schloss, Park und Stadt Oranienbaum ist eine auf geometrischem Grundriss errichtete Barockanlage und ein in Deutschland seltenes Beispiel für ein weitgehend niederländisch geprägtes Ensemble. Der englische Landschaftsgarten und das meisterhafte klassizistische Schloss Luisium, das der Fürst für seine Gemahlin Louise in Dessau von 1774 bis 1778 errichten ließ, gilt als eine der idyllischsten Anlagen im Gartenreich. Das Georgium in Dessau wurde nach Prinz Johann Georg (1748–1811), dem jüngeren Bruder des Fürsten Franz, benannt und beherbergt heute die Anhaltische Gemäldegalerie. Sein Park folgt jenem in Wörlitz in seiner landschaftlichen Gestaltung.

Verschiedene Veranstaltungen in allen Parks laden von März bis Oktober dazu ein, von Ort zu Ort zu ziehen und das Gartenreich Dessau-Wörlitz als Gesamtkunstwerk zu erkunden. Gondelfahrten, Führungen sowie Konzerte und Theatervorstellungen versprechen exklusive Möglichkeiten, die Parks und Gärten zu erleben. Der alljährliche Gartenreichtag, der an den Geburtstag des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von AnhaltDessau am 10. August 1740 erinnert, wird in diesem Jahr mit Feierlichkeiten zur Ehrung des Gartenreichs Dessau-Wörlitz mit dem UNESCO-Welterbetitel vor 20+1 Jahr verbunden. Hierzu erscheint ein gesondertes Programm. Höhepunkte dieser Festlichkeiten werden zwei der seltenen inszenierten Eruptionen des nachgebauten Vesuvs im Wörlitzer Park – eine der außergewöhnlichsten Attraktionen im Gartenreich – am Abend des 13. und 14. August 2021 sein.

Informationen: www.gartenreich.de