Mensch und Natur – Freunde? Feinde? Auf jeden Fall eine lange, schwierige Beziehung, die es aufzuarbeiten gilt. 2021 wird in Weimar ein breites Spektrum an Ausstellungen, partizipativen Aktivitäten, Debatten und Veranstaltungen in den historischen Parks und Museen der Klassik Stiftung Weimar geboten. Im Fokus steht dabei das wechselvolle Verhältnis zwischen Mensch und Natur in den Wissenschaften, der Kunst und Gartenkunst, der Literatur und Ernährung bis hin zur aktuellen Debatte über den Klimawandel. Zwei Angebote – der temporäre Pavillon „Grünes Labor“ im UNESCO-Welterbe Park an der Ilm sowie die Veranstaltungsreihe „Weimarer Kontroversen“ – verdeutlichen auf unterschiedliche Art und Weise die Komplexität des Jahresthemas.

Weimarer Kontroversen
Mit der Veranstaltungsreihe „Weimarer Kontroversen“ trägt die Klassik Stiftung Weimar aktiv zur Gestaltung von Demokratie, Bildung und kritikfähiger Öffentlichkeit bei. Dieses Jahr geht es um die Beziehungskrise zwischen Mensch und Natur. Diese Beziehung ist auf vielfältige Weise problematisch: Die unberührte Natur als romantisches Sinnbild unverfälschter Harmonie ist dieselbe Natur, die unser Leben durch Pandemien und Naturkatastrophen bedroht. Wir lieben und hassen die Natur. Dennoch ist Scheidung für uns keine Option. Als leibliche Wesen sind wir selber Teil der Natur, die wir als kulturelle Wesen zugleich auch mit unseren Techniken und Interessen überformen. Die ökologische Krise ist auch eine Krise unserer menschlichen Kultur.
In den Weimarer Kontroversen will die Klassik Stiftung Weimar die Vielfalt möglicher oder auch unmöglicher Naturbeziehungen diskutieren. Wo finden wir Natur, wo verfehlen wir sie? Wie können wir uns mit ihr verstehen? Was ist ein gelungenes Naturverhältnis und woran scheitert es? Zu diesen und anderen Fragen bringt die Klassik Stiftung Weimar jeweils zwei Menschen in eine öffentliche Debatte zusammen – darunter Gäste wie Luisa Neubauer, Svenja Flaßpöhler und Robert Pfaller.
Link: www.klassik-stiftung.de/weimarerkontroversen
Weitere Termine:
14. Juli 2021 | „Müssen die Klimaproteste radikaler werden?“
mit Luisa Neubauer und Philipp Ruch
29. September 2021 | „Gibt es das ewig Weibliche?“
mit Svenja Flaßpöhler und Christoph Türcke
13. Oktober 2021 | „Wie geht gutes Leben im Anthropozän?“
mit Niko Paech und Robert Pfaller

Das Grüne Labor
Zentraler Ankerpunkt des Themenjahres 2021 „Neue Natur“ ist das Grüne Labor im Park an der Ilm. Der innovativ gestaltete temporäre Pavillon an der Ruine des Tempelherrenhauses ist ihr erster Anlaufpunkt und Aufenthaltsort, wenn sie den Park an der Ilm besuchen. Er dient als Aktionsraum für Workshops und Diskussionen, als Ausgangspunkt für Parkerkundungen und als Ort für Gruppen-Workshops mit Kindergärten und Schulklassen. An den Abenden holen diskursive Veranstaltungen mit verschiedenen Kooperationspartnern das historische Konzept des „Salons“ in die Gegenwart.

Reguläre Öffnungszeiten April-September:
Mi-Fr 14-18 Uhr
Sa-So 12-18 Uhr

Das Grüne Labor wurde von Studio Boom – den Weimarer Architekten Hannes Schmidt, Julius Tischler und der Produktdesignerin Susann Paduch – gestaltet. Der Bau besteht aus einer großzügigen Terrasse, die die Grundmauern des ehemaligen Tempelherrenhauses markiert und zum Verweilen einlädt sowie einem darauf befindlichen Pavillon. Dieser ist zugleich selbst Vermittlungsmedium, indem Materialien aus dem Pflegekreislauf des Parks an der Ilm als Baumaterial eingesetzt werden und „Verletzungen“ durch den Klimawandel sichtbar machen, wie zum Beispiel notwendige Fällungen der von extremer Trockenheit und Schädlingen betroffenen Bäume. Um das Thema „Neue Natur“ auch auf den oftmals schadstoff- und energieintensiven Architekturprozess anzuwenden, verknüpft der Entwurf von Studio Boom Nachhaltigkeit, Ästhetik und Vermittlung.

In der Konzeptionsphase erfuhr das Gestaltungsteam, wie sich der Klimawandel und die tägliche Nutzung auf historische Landschaftsgärten auswirken und welche Anstrengungen erforderlich sind, um ein Kunstwerk aus lebendigen Organismen, wie es der Park an der Ilm ist, zu erhalten.
Seit April 2021 ist damit die Natur als Vorbild für Stoffkreisläufe auf lokaler Ebene und Architektur als Ökosystem im Park an der Ilm erlebbar. Die Materialien verändern während der Standzeit des Grünen Labors zugleich ihre Erscheinungsform, Farbe und ihren Geruch und sensibilisieren damit für die Kreisläufe des Entstehens und Veränderns, zu denen eine Gesellschaft im 21. Jahrhundert ein neues Verhältnis finden muss.
Zu dieser Auseinandersetzung wird im Inneren des Pavillons angeregt. Hier finden Besucherinnen und Besucher einen Informationsdesk zum Themenjahr. An Medien-Stationen können sie die Natur und den historischen Landschaftspark durch verfremdete und verstärkte Sinneseindrücke spielerisch neu wahrnehmen. Verantwortlich für die Mediengestaltung ist das Kollektiv Denkigami aus Berlin. Es vermittelt den Park an der Ilm als Kulturlandschaft und als wichtigen natürlichen Lebensraum in der Stadt.

Das vielfältige Programm zum Themenjahr der Klassik Stiftung Weimar enthält Angebote für Groß und Klein. Besonders lohnend ist das Kombi-Ticket „Neue Natur“, das zum einmaligen Eintritt in alle am Themenjahr beteiligten Ausstellungen und Einrichtungen berechtigt.
Alle Informationen unter: www.klassik-stiftung.de