Krieg und Gewalt in der europäischen Erinnerung: Galerieausstellung im Ruhr Museum vom 12. November 2018 bis 30. April 2019
Mit dem 11. November 2018, dem 100. Jahrestag der Beendigung des Ersten Weltkriegs, rückt die Erinnerung an Krieg und Gewalt wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts UNREST und in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum sowie den Universitäten Aarhus (Dänemark) und Bath (England) präsentiert das Ruhr Museum auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein neuartige Blicke und Sichtweisen auf den Krieg und seine Phänomene. Die Besucher werden in vier Abteilungen zu den Themen „Krieg“, „Bombenkrieg“, „Völkermord“ sowie „Flucht und Vertreibung“ mit unterschiedlichsten Blickwinkeln konfrontiert. Dabei werden landläufigen Meinungen alternative und auch provokante Meinungen entgegengesetzt. Wenn Kriege allgemein gebrandmarkt sind, warum werden dann immer wieder Entscheidungen getroffen, eigene Truppen in militärische Kampfeinsätze im Rahmen von „humanitä-ren Interventionen“ zu entsenden? Wer hat ein Interesse an Kriegshand-lungen, wer profitiert davon? Was sind die Folgephänomene, die sich im Schatten fast aller Kriege vollziehen? Die Ausstellung stellt diese Fragen, bietet aber keine fertigen Antworten. Vielmehr präsentiert „Krieg.Macht.Sinn.“ eine Vielstimmigkeit von Sinndeutungen und Perspektiven. Krieg mag uns sinnlos erscheinen, aber scheinbar ist er für viele Interessengruppen sinnvoll.
Deshalb nimmt auch das Gedenken an den Krieg verschiedene Formen an. Der Opfer des Ersten Weltkriegs wird am 11. November besonders im englischsprachigen Raum mit dem „Remembrance Day“ gedacht. Hier ist die Erinnerung an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ noch weitaus präsenter als in Deutschland, wo das Gedenken an Krieg und Gewalt vom Zweiten Weltkrieg überlagert ist. Im Verlauf der vergangenen siebzig Jahre hat sich in Deutschland – ausgehend von den Massenverbrechen der Nationalsozialisten – eine Erinnerungskultur etabliert, welche die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ins Zentrum der Erinnerung im Sinne eines „Nie wieder“ rückt. Somit beleuchtet die Ausstellung die beiden Weltkriege und überdies die „modernen Kriege“ wie die Konflikte im früheren Jugoslawien, die westliche Afghanistan-Intervention sowie den gegenwärtigen Syrien-Krieg. Anhand von über 200 Exponaten von rund 50 Leihgebern möchte „Krieg.Macht.Sinn.“ Diskussionen anstoßen und zum Nachdenken über den Krieg und seine Auswirkungen bis zur Gegenwart anregen. Das Spektrum der Exponate reicht von Fotografien, Plakaten und Filmen, über Rüstungsprodukte bis hin zu Skulpturen. Darunter befinden sich spektakuläre Dokumente wie der Friedensvertrag von Brest-Litowsk, das Manu-skript des Romans „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque sowie Kriegstagebücher und ein Stahlhelm aus dem Besitz Ernst Jüngers.
Informationen: www.ruhrmuseum.de