Ein Industriestandort der Superlative als Ort des Wandels. –

Gemüse-Gärten im ehemaligen Gasometer, biologische Artenvielfalt inmitten von Zeche und Kokerei, partizipative und interkulturelle Veranstaltungsreihen, Shops, die auf zirkuläre Wertschöpfung setzen – all das lässt sich an einem einzigen Ort entdecken: auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein. Ein Industriestandort der Superlative hat sich der nachhaltigen Entwicklung verschrieben.

Ein Wanderfalke dreht wachsam seine Kreise über der Kokerei Zollverein. Kein Zufall, denn hier zieht er seine Jungen groß. Genau dort, wo einst dampfende Wolken in die Luft stiegen und es über 1.000 Grad Celsius heiß war. Nur ein Beispiel dafür, wie sich die Natur freie Flächen auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein Stück für Stück zurückerobert. Pflanzen aus fernen Ländern und geschützte Tierarten haben zwischen Zeche und Kokerei ein Zuhause gefunden. Dort, wo einst das schwarze Gold abgebaut und Koks produziert wurde, musste die Natur im 20. Jahrhundert zusehends einer industriellen Architektur weichen. Heute befindet sich auf dem Gelände von Zollverein ein einzigartiger Lebensraum für Flora und Fauna. Einen Einblick in die urbane Artenvielfalt bietet die Outdoor-Ausstellung „Wildes Zollverein“: Zehn Stationen können im Rahmen der Foto-Ausstellung gezielt oder zufällig beim Spaziergang auf dem gesamten Areal von Zollverein entdeckt werden. Eröffnet wird „Wildes Zollverein“ am Welterbetag, dem 4. Juni 2023, und bleibt bis zum 27. August 2023 auf dem Standort. Zwischen April und Oktober bieten die Stiftung Zollverein, das Ruhr Museum und der NABU Ruhr naturkundliche Führungen auf dem Standort an. Natur-Interessierte lernen, die Stimmen von Singvögeln zu unterscheiden, lauschen auf Bat-Detektoren den Ultraschall-Lauten der Fledermäuse und entdecken den Lebensraum der Pflanzen auf der Industriebrache.

Eine weitere Möglichkeit, die grüne Seite Zollvereins kennenzulernen, ist der Naturpfad. An zwölf Stationen bringt er neugierigen Besucherinnen und Besuchern die Industrienatur näher, die sich auf über 100 Hektar angesiedelt hat. In den warmen Monaten summt und brummt es auf dem Welterbe besonders viel, denn dann sind fleißige Bienen unterwegs. Bei ihren Touren sammeln sie nicht nur Blütennektar, sondern sichern auch den Fortbestand vieler Pflanzen auf dem gesamten Standort. Neben rund 40
Wildbienenarten leben auf der Kokerei auch Honigbienen, die von einem Imker betreut werden und den Welterbe-Honig „Zechengold“ produzieren.

Zollverein lässt sich nicht nur zu Fuß erkunden: Gäste können beispielsweise bequem mit dem E-Bus über das Gelände fahren. Die als Rundfahrt konzipierte Buslinie kann sowohl als „Hop-On/Hop-Off“-Möglichkeit oder auch als durchgängige Tour genutzt werden. In fachkundiger Begleitung erhalten die Mitreisenden viele Informationen über Zeche und Kokerei Zollverein. Das große Areal Zollvereins lässt sich auch auf zwei Rädern bestens entdecken – entweder auf eigene Faust oder bei einer geführten Radtour.  Kurzentschlossene können sich an der RevierRad-Station auf Schacht XII Fahrräder ausleihen. In Kürze sollen eine Reparaturstation und eine Lade-Station für E-Bikes zentral auf dem Gelände entstehen – all das ist Teil des nachhaltigen Mobilitätskonzeptes.

Für das „junge Gemüse“ unter den Zollverein-Gästen gibt es im ehemaligen Gasometer ein grünes Klassenzimmer: Die Ackerhelden machen Schule gGmbH hat auf dem Gelände der Kokerei einen neuen Standort gefunden. Bei dem gemeinnützigen Bildungsprojekt für Kinder und Jugendliche nehmen die kleinen und großen Gärtnerinnen und Gärtner Samenkörner, Schaufel und Gießkanne selbst in die Hand. Gemeinschaftlich werden die Pflanzen vom Keimling bis zur Ernte gepflegt. So vermitteln die Ackerhelden Kindergartenkindern und Schulklassen Wissen über ökologische Landwirtschaft, gesunde Ernährung und biologische Vielfalt.

Als UNESCO-Welterbe sieht sich Zollverein in der Verantwortung, das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung zu beachten, ein Vorbild zu sein und zukunftsorientiert zu handeln. Daher hat die Stiftung Zollverein ein Nachhaltigkeits-Leitbild entwickelt, an dem sie sich in ihrer Arbeit orientiert. Um ein wichtiges Ziel in der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, nämlich die Klimaneutralität, hat die Stiftung Zollverein Mittel für ein zukunftsweisendes Energiekonzept erhalten. Zollverein hat schon jetzt ein breites Repertoire an nachhaltigen Angeboten und Projekten auf dem Standort zu bieten und möchte sein Potenzial nutzen, um dieses stetig zu erweitern. Damit bleibt sich der Transformationsstandort Zollverein in seinem Wesen als Ort des Wandels treu.

Weiterführender Link: zollverein.de/nachhaltigkeit