Eine Mitmachausstellung der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und des WortWerkWittenberg e. V. im Augusteum in Lutherstadt Wittenberg
24. Juni 2022 – 09. Juli 2023

Eine Ausstellung der Bibel mal ganz anders: nichts als kulturhistorische Ausstellung mit Stellwänden, Vitrinen und alten Büchern, sondern als Teamerlebnis. Denn auch die erste Lutherbibel, die im September 1522 – also vor 500 Jahren – erschien, war das Ergebnis einer Teamleistung: die Übersetzung durch die Reformatoren, die Illustrationen durch die Cranach-Werkstatt, die Drucklegung durch Melchior Lotter. Und nicht zu vergessen die Sprache der Wittenberger Bürger*innen, bei denen sich die Übersetzer nach den richtigen und verständlichen deutschen Wörter erkundigten. Das Escapespiel „Tatort 1522“ macht also die Aktivitäten, die zur Lutherbibel führten, direkt erlebbar.

Die Ausstellung
Die Erwartungen sind groß, doch die Ware lässt auf sich warten: Im Sommer des Jahres 1522 ist man in Wittenberg neugierig auf das geheimnisvolle Buch, das Martin Luther in seinem Versteck auf der Wartburg begonnen und nach seiner Heimkehr vollendet haben soll. Doch niemand weiß, wo es zu finden ist: Seinem treuen Helfer fehlen die Worte, auch der Drucker sieht schwarz und sogar der Fürst rauft sich den Bart. Die deutsche Übersetzung des Neuen Testaments ist einfach nicht zu finden. Doch wo soll die Suche nach dem Werk beginnen? Hat es jemand geraubt oder versucht jemand, den Druck zu verhindern? Viele Rätsel, die es zu lösen gilt, um die Schuldige oder den Schuldigen zu finden.

Zum 500-jährigen Jubiläum von Luthers Bibelübersetzung und dem Druck des Septembertestaments in Wittenberg präsentieren die Stiftung Luthergedenkstätten und WortWerkWittenberg eine Ausstellung im Escape-Raum-Format: Überall warten versteckte Rätsel, deren Lösung Türen in die Freiheit öffnen und zugleich Indizien für die Suche nach dem verschwundenen Buch liefern. Dabei durchlaufen die Besucher*innen – je nach Größe und Zusammensetzung der Gruppen – entweder einzelne Räume oder mehrere Zimmer, in denen sich Hinweise auf die verschollene Übersetzung des Neuen Testaments finden. Bei ihrer Spurensuche am „Tatort 1522“ begegnen die Detektiv*innen prominenten Zeitgenossen wie Philipp Melanchthon in seinem Büro, der mit griechischen und lateinischen Begriffen jongliert, oder dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen auf dem Schloss, der ungeduldig auf seine Bestellung wartet. In der Küche des Lutherhauses treffen sie auf die Köchin Dorothea, die nicht nur das Feuer schürt, in der Druckerei von Meister Lotter den Gesellen Hans Lufft, der mächtig unter Druck steht, und in der Werkstatt auf Barbara Cranach, die die Besucher*innen vor der geflügelten Schlange warnt.

Es warten Buchstaben und Bilder, Kleider und Früchte, Klänge und Gerüche auf die großen und kleinen Spürnasen, sie müssen lesen und lauschen, tasten und zählen, sortieren und kombinieren, um am Ende des Rätsels Lösung zu finden. Das Ziel der Suche ist das Buch.

„Tatort 1522 – Das Escapespiel zur Lutherbibel“ bietet über das spielerische Erleben hinaus noch einen weiteren Zugang zur Lutherbibel: In einem eigenen Informationsraum werden wichtige Daten und Fakten zusammengefasst. So bietet eine Wortwolke zahlreiche Wortneuschöpfungen Luthers, die wir heute ganz selbstverständlich gebrauchen. Eine Karte zeigt die zahlreichen Dialekte in Deutschland und verdeutlich so, dass sich die Menschen zu Luthers Zeit in 40 Meilen Entfernung kaum verstanden haben. Erst durch die Bibelübersetzung wurde eine allgemein verständliche Volksprache geschaffen. Die aktuelle Präsenz der Bibel wird auch in der modernen Musik deutlich. An Hörstationen können die Besucher*innen beispielsweise „Rise“ von Katy Perry oder „Wenn ein Mensch lebt“ von den Puhdys hören. Zudem erfahren sie in einem großen Nachschlagebuch manch Neues und Kurioses zur Bibel, etwa in wie viele Sprachen sie übersetzt wurde, wann zum ersten Mal in deutscher Sprache zumindest einzelne Wörter aus der Bibel schriftlich vorkommen oder in welcher Bibelausgabe sich der lustigste Druckfehler eingeschlichen hat.

Die Ausstellung ist für Schulklassen sowie für Familien und Erwachsenen-Gruppen geeignet: Sie gehen auf Spurensuche voller Spaß und Spannung und entdecken die bahnbrechende Leistung Martin Luthers und seiner Mitstreiter, die sie mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche erbrachten. Denn durch sie formten sie die heutige deutsche Sprache.

Weitere Informationen: https://www.martinluther.de/de/tatort-1522-das-escapespiel-zur-lutherbibel