Das Günter Grass-Haus hat die vergangenen Wochen genutzt, um seine Bestände umfassend digital aufzubereiten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Entstanden ist eine „Sammlung online“, bei der 126 bebilderte Werke von Günter Grass online abrufbar sind, ergänzt um das Element eines vollkommen neuartigen, digital inszenierten Archivs mit knapp 50 Exponaten aus dem Sammlungsbestand des Hauses. Diese können mit Hilfe von interaktiven 3D-Animationen per Klick quasi zum Leben erweckt werden, wodurch das bildkünstlerische und literarische Werk des Nobelpreisträgers aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wird. Manuskripte, Zeichnungen, Werkpläne und Skulpturen von Günter Grass können von den Nutzer:innen vom heimischen Computer aus virtuell entdeckt werden.

Exklusiv für das Virtuelle Archiv produzierte Filme mit Nina Hoss, Anna Thalbach, Cornelia Funke, T.C. Boyle, Johann Lafer, Jan Josef Liefers, Ranga Yogeshwar, Ulrich Wickert und vielen anderen liefern zudem spannende Hintergrundinformationen und überraschende Einblicke in den Schaffensprozess von Günter Grass.

Als kulinarisches Highlight gilt der literarische „Kochkurs für Anfänger“, in dem Starkoch Johann Lafer nach einem Klick auf das Manuskript zu „Beim Häuten der Zwiebel“ ein Gericht zubereitet, das Grass in seinem imaginären „Kochkurs für Anfänger“ in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft beschreibt. Dabei erläutert Lafer, warum Günter Grass „Keine Gans ohne Beifuß“ in den Ofen schob.

Viele Themen, mit denen sich der Nobelpreisträger beschäftigt hat, sind auch heute noch brandaktuell und fanden ebenfalls Eingang in das Virtuelle Archiv, wie beispielsweise die Themen Umweltschutz, Rechtsradikalismus oder Flucht und Vertreibung. Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar erläutert das globalisierungskritische Werk „Zunge Zeigen“ von Günter Grass, das nach seiner Indienreise 1986 entstanden ist. Wie und warum Grass zum Beispiel die Arbeit des Rettungsschiffs „Cap Anamur“ im Mittelmeer unterstützt hat, wird in einem Gespräch deutlich, das Denis Scheck mit dem Flüchtlingsbeauftragten Stefan Schmidt geführt hat. Und dass auch im Leben eines Nobelpreisträgers mancher Plan unvollendet bleibt, erzählt der Filmemacher Volker Schlöndorff am Beispiel eines Stummfilms, den er mit Günter Grass über den „Wald“ drehen wollte.

Wer sich lieber ganz entspannt zurücklehnen möchte, kann sich aber auch einfach die schönsten Gedichte und Prosastücke des Literaturnobelpreisträgers von Anna Thalbach oder Jan Josef Liefers vorlesen lassen oder Cornelia Funke lauschen, die nach dem Klick auf die Grafikmappe zu „Der Schatten“ von ihrer Begegnung mit Günter Grass erzählt. Ein weiteres Highlight ist der Beitrag des US-amerikanischen Schriftstellers T.C. Boyle, der über den Einfluss von Günter Grass auf sein Werk berichtet. Musikalisch wird es zudem, wenn man eine Schublade mit einer Lithografie zu dem Gedichtband „Letzte Tänze“ aufzieht: Das von Grass dargestellte Tanzpaar „verwandelt“ sich in ein echtes Tanzpaar. Die Lübecker Tänzer von „Swing Spirit“ tanzen durch das Museum und den Skulpturenhof.

Weitere Informationen: www.grass-haus.de.

© Die Infografen (von „die LÜBECKER MUSEEN“ zur honorarfreien Veröffentlichung)