Gärtner-Tradition und Genusstouren in Bamberg

Bamberg ist UNESCO-Welterbe – doch auch ein immaterielles Kulturerbe ist hier zu Hause, nachhaltig und köstlich zugleich: der „Innerstädtische Erwerbsgartenbau“. Mitten in der Stadt kultivieren die Bamberger Gärtner auf historischen Anbauflächen duftende Blumen, würzige Kräuter und alte Gemüsesorten.

Dass die Bamberger einen hervorragenden grünen Daumen besitzen, beweisen sie seit dem Mittelalter. Schon im 14. Jahrhundert wurden in der Gärtnerstadt – und damit in einem der drei historischen Siedlungszentren, die maßgeblich für das UNESCO-Welterbe Bamberg sind – Gemüse und spezielle Kräuter angebaut. Das milde Klima und der fruchtbare Schwemmsandboden der Regnitz-Aue bot den Pflanzen hervorragende Bedingungen. Ihre Qualität war bald in aller Munde und die Ernte wurde bis weit über die Stadtgrenzen hinaus exportiert.

Grünes Paradies hinterm Hoftor

In Deutschland sind solche Anbauflächen inmitten einer Stadt einmalig, weshalb dieser innerstädtische Erwerbsgartenbau auch ins Bundesverzeichnis des immateriellen Welterbes aufgenommen wurde. Verkauft werden die Schätze aus der Gärtnerstadt zum einen auf Bambergs „Grünen Markt“, zum anderen direkt in den Hofläden der Gärtnereien. Zu erkennen sind diese leicht: Spaziert man durch die Straßen des historischen Viertels, fallen einem sofort die typischen Gärtnerhäuser mit ihrer breiten Tordurchfahrt ins Auge. Dahinter verbergen sich grüne Paradiese, die oft bereits seit vielen Generationen in Besitz der Bamberger Gärtnerfamilien sind.

Nachhaltigkeit im Einkaufskorb

Wer hier einkauft, genießt nicht nur den Vorteil vieler Gärtnereien nebeneinander, sondern auch die Frische der Erzeugnisse, denn der Weg vom Beet in den Einkaufskorb ist extrem kurz. Und – ins Körbchen kommt hier auch noch eine Extra-Portion Nachhaltigkeit! Dafür sorgen die Bamberger Lokalsorten: Über Jahrhunderte hinweg haben die Bamberger Gärtner nur das Gemüse angebaut, das sie in ihren Hausgärten selbst vermehrt haben. Dabei hatte jeder Gärtner seine individuellen „Haussorten“, die er hegte und pflegte und die sich optimal an die typischen Standortbedingungen der Stadt oder sogar der einzelnen Gärtnereien angepasst haben. Viele dieser Sorten haben sich bis heute erhalten und sind wegen ihres einzigartigen Geschmacks bei Feinschmeckern beliebt und begehrt: von der Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“ mit ihrem nussigen Aroma über den Bamberger Knoblauch mit seinem subtilen Geschmack bis zum zarten Bamberger Wirsing. Eine weitere Besonderheit stellt – wenn auch kein Gemüse – das Süßholz dar, das vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste Kulturpflanze der Bamberger Gärtner war und heute wieder vor Ort angebaut wird.

Erlebnis Gärtnerstadt: Rundweg, Museum und Führung

Die Bamberger Gärtnerstadt ist aber nicht nur ideal, wenn man auf der „Jagd“ nach frischem Gemüse ist, sondern auch, um den Wissensdurst zu stillen. Dafür folgt man einfach dem rund 5 Kilometer langen Rundweg durch die Gärtnerstadt: Unterwegs informieren Tafeln über die mittelalterlichen Strukturen und Hausgärten des Viertels, über alte  Gärtnertraditionen und Geschichten aus dem Alltagsleben der Gärtner. Vom „Schiefen Turm“ auf der Böhmerwiese bietet sich zudem ein hervorragender Blick auf die historischen Anbauflächen. Auf dem Rundweg liegt außerdem in einem Gärtnerhaus des 18. Jahrhunderts das „Gärtner- und Häckermuseum“: Es gewährt einen Einblick in die Lebenswelt einer wohlhabenden Gärtnerfamilie um 1900 – und natürlich gehört auch ein Gang durch den Hausgarten und den angrenzenden Sortengarten dazu.

Perfekt für das „Erlebnis Gärtnerstadt“ ist die gleichnamige Führung, die direkt über www.bamberg.info/fuehrung-gaertnerstadt gebucht werden kann. Zur Tour gehört auch der  Besuch der Biogärtnerei Niedermaier und des Gärtner- und Häckermuseums inklusive Sortengarten. Wer sich schon vorher auf die grüne Vielfalt der Bamberger Gärtner einstimmen möchte, findet in der neuen Broschüre „Gutes aus der Gärtnerstadt Bamberg“ viele Infos zum Angebot, zur Gärtnerkultur und zum Gärtnerrundweg ().

Landpartie mit den „Genussla-Touren“

Für frischen und nachhaltigen Genuss in der Stadt ist also gesorgt – aber wie sieht es mit der Region Bamberg aus? Auch hier sind die kulinarischen Aussichten hervorragend, denn mit über 120 regionalen Produzenten kulinarischer Produkte trägt die Region Bamberg zurecht den Namen „Genusslandschaft“, kurz GENUSSLA. Ob alte Apfelsorten, besondere  Bierspezialitäten, fränkisches Holzofenbrot, Meerrettich oder Ziegenkäse: Hier lässt man sich den GENUSSLA-Geschmack auf der Zunge gehen. Die Website genussla.de weist den Weg zu den Spezialitäten, Direktvermarktern und  Gastwirtschaften der Regionalinitiative.

Direkt vor Ort folgen kulinarische Entdecker einfach den neuen „Genusstouren“. Mit dem Rad, dem ÖPNV oder zu Fuß geht es quer durchs GENUSSLA-Land zu regionalen Produkten und herausragenden Sehenswürdigkeiten. Auf dieser „aktiven Spezialitätenkarte“ stehen zum Beispiel eine Wanderung zu Fisch und Bier rund um Viereth, eine barocke Genussradtour nach Pommersfelden oder eine Tour, bei der die Wanderer nicht nur Bekanntschaft mit der Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“ machen, sondern auch mit einer gleichnamigen süßen Verführung: einem köstlichem Gebäck, das zwar einem Croissant ähnelt, aber eine ganz eigene Bamberger Spezialität ist.

Weitere Informationen: www.bamberg.info/gaertnerstadt